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Alkoholabhängigkeit als Krankheit 


Manche Menschen sind nicht in der Lage, nach einer mehr oder weniger langen Periode durchschnittlichen Konsums diese Trinkmenge beizubehalten. Sie verfallen dem starken Verlangen, mehr Alkohol zu sich zu nehmen, als ihnen zuträglich ist. Allmählich verlieren sie die Fähigkeit, im rechten Moment aufzuhören und geraten damit in eine Entwicklung, die sie aus eigener Kraft nicht mehr beherrschen können und die schließlich in der Abhängigkeit von der Droge Alkohol endet. 

Der Weg in die Abhängigkeit läßt sich über zwei unterschiedliche Trinkmuster zurückverfolgen. Der eine beginnt mit dem regelmäßigen Trinken. Im Laufe der Jahre steigt die Trinkmenge, die aber über den Tag verteilt getrunken wird, so daß trotz der insgesamt großen Trinkmengen die schweren Räusche und damit die sozialen Auffälligkeiten weitgehend ausbleiben. Dieses Trinkmuster wird auch als Spiegeltrinken bezeichnet wegen  der weitgehenden Ausrichtung an einem bestimmten Alkoholspiegel, der subjektiv gesehen die bestmögliche Befindlichkeit verspricht. Ständig unter Alkoholeinfluß zu stehen, wird so im Laufe der Zeit zu einem elementaren Bedürfnis. 

Ein anderes Trinkmuster besteht darin, sich gehäuft bis zum Rausch zu betrinken. Die Kontrolle über die Einhaltung einer noch verträglichen Trinkmenge geht verloren, und es wird solange getrunken, bis der schwere Rauschzustand das Ende des Trinkens erzwingt. Anfänglich kann das berauschende Trinken dazu dienen, Konflikte oder unangenehme Befindlichkeiten zu vergessen. Aber auch dieses berauschende Trinken kann sich zur Gewohnheit entwickeln und in eine Abhängigkeit vom Alkohol münden, wenn es nicht mehr gelingt, sich trotz des Erkennens der schädigenden Folgen des Alkohols zu enthalten. 

Nach einer älteren Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahre 1952 gelten als Alkoholiker "exzessive Trinker", deren Abhängigkeit vom Alkohol einen solchen Grad erreicht hat, daß sie deutliche geistige Störungen oder Konflikte in ihrer körperlichen und geistigen Verfassung, ihren mitmenschlichen Beziehungen, ihren sozialen und wirtschaftlichen Funktionen aufweisen oder Anzeichen einer solchen Entwicklung zeigen. Die Definition hebt drei Merkmale besonders hervor: die Abhängigkeit, die Folgeerscheinungen und die erhebliche Trinkmenge. 

Die Abhängigkeit ist beim Alkoholkranken in der Regel seelischer (psychischer) und körperlicher 
(physischer) Art. Als psychische Abhängigkeit wird das unwiderstehliche Verlangen nach Einnahme des Alkohols bezeichnet, um Lust zu gewinnen oder Mißbehagen zu beseitigen. 
Die physische Abhängigkeit ist durch Entzugserscheinungen charakterisiert, die sich mit dem Abklingen der Alkoholwirkung einstellen und sich in Händezittern, Schwitzen, innerer Unruhe, Herzjagen und motorischer Unruhe äußern; in manchen Fällen stellt sich ein Entzugsdelirium ein. 

Der zweite wesentliche Teil der Definition betrifft die Folgeerscheinungen auf psychischem, physischem und/oder sozialem Gebiet, die in den betreffenden Abschnitten gesondert beschrieben sind. 

Bei der Trinkmenge wird in der Definition zwar von einer sehr erheblichen Trinkmenge ausgegangen, aber es werden dazu keine bestimmten Alkoholmengen genannt, da die Verträglichkeit von Mensch zu Mensch sehr verschieden ist und die Festsetzung eines allgemein gültigen Grenzwertes nicht zuläßt. 

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