CO

Co - Alkoholische Partnerschaft

Die engsten Bezugspersonen eines Alkoholabhängigen sind in der Regel die Ehepartnerinnen oder - Partner, Lebensgefährtinnen oder -  Gefährten, Freundinnen oder Freunde. Bei einem Kind kann es auch Mutter und Vater, vielleicht Bruder und Schwester sein. In der amerikanischen Fachliteratur werden sie "enabler" oder "chief enabler"  genannt, wofür es im Deutschen keine entsprechende Bezeichnung gibt. Es sind diejenigen, durch deren Hilfe und Beistand der Alkoholabhängige im Bannkreis seiner Sucht verbleiben kann - was diesen "Emöglichern" selbst nicht bewusst ist. Wegscheider  benutzt in seiner deutschen Übersetzung den Begriff "Zuhelfer". Dieser Begriff verharmlost und unterschlägt die Tatsache, wie stark sich die "ermöglichende" und "zuhelfende" Person durch eben dieses Handeln und Verhalten sich selbst verändert und wie sehr sie in jenes " alkoholische Spiel" einbezogen ist - das böse Spiel des Lügens, Betrügens, sich gegenseitig Benutzens.

Ich möchte darum den Begriff der "Komplizin" oder des "Komplizen" benutzen, und zwar im Sinne eines Mittäters und Helfershelfers, der den Preis für sein Tun in ähnlicher Weise zu zahlen hat wie die Hauptperson.

 

Verhaltensweisen im Prozess der Sucht

Auffallend und beeindruckend ist die strukturelle Ähnlichkeit der Verhaltensweisen suchtkranker Menschen, mit denen der sogenannten "Normalen. "In "alkoholischen" Partnerschaften wird die Art und Weise wie wir in Ehe -, Beziehungs - und Berufsalltag miteinander umgehen auf die Spitze getrieben. Hier einige Beispiele für ganz "normales" Handeln und Verhalten des durchschnittlichen Menschen in unserem aller ganz normalen Alltagsleben:

Sich verstellen und zwar in einer Weise, dass andere uns mögen.

Die Gefühle anderer nicht verletzen, aus der Angst heraus, nicht selbst verletzt zu werden.

Statt mit jemanden zu sprechen und sich auszutauschen, verhören wir ihn oder horchen ihn aus.

So tun, als wüssten wir über alles Bescheid.

Das Bestreben, andere zu kontrollieren.

Selbstbezogenheit

Von einer durch mir selbst geschaffenen Krise in die nächste stolpern.

Der ständige Versuch, die Zukunft in den Griff zu bekommen.

Wenn wir etwas tun oder denken, was im Widerspruch zu unseren eigentlichen Werten und Vorstellungen steht, wenn unser Verhalten immer zwanghafter wird, wenn es zur Gewohnheit wird, uns über uns selbst und andere zu täuschen, zu leugnen und zu vertuschen, wenn wir bloß nicht mit unseren Gefühlen in Berührung kommen wollen - dann sind wir schon stark in Verhaltensweisen verstrickt, die Abhängige und Co - Abhängige in besonderer Weise kennzeichnet.

Wenn etwa eine Frau ihre Anteile an der Krankheit, ihren Co - Alkoholismus, hinter sich lassen will, dann wird sie nicht nur sich, sondern die eingefahrenen Wege ihres Alltagsleben verändern müssen. Meistens handelt es sich um nette, fleißige und stille Frauen, die gute, sorgende und pflichtbewusste Mutter von nebenan.

Die oder der Co - Abhängige ist immer ein "guter Mensch", hat meist ein geringes Selbstwertgefühl und will sich darum für andere unentbehrlich machen, scheint zum Leiden bestimmt, spielt die dienende Rolle, ist selbstlos bis zur Schmerzgrenze, ist - und dies nur zu gerne - leichtgläubig und trägt insgesamt eine Reihe von Merkmalen, die sich in unserer Gesellschaft größter Wertschätzung erfreuen.

Dies alles soll eine Co - Abhängige oder ein Co - Abhängiger verändern? Und was soll sie oder er an dessen Stelle setzen? Woher die Alternativen zu einer Suchtnormalität nehmen, die mehr ist als der tägliche Kampf um oder gegen die Flasche. Irgendwann schleicht sich das immer wieder verdrängte Gefühl ein, dass doch irgend etwas mit dem Alkoholverhalten des Partners oder der Partnerin nicht stimmt. Schließlich kommt die co - alkoholische Hoffnung, , wenn er oder sie mit dem Trinken aufhört, wird es wieder so, wie es früher einmal war. Eine trügerische Hoffnung, weil der angstliche Blick vom Dämon "Alkohol" gefesselt bleibt.

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