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sich zu betäuben. Durch den daraus folgenden seelischen, sozialen und gesundheitlichen Niedergang gelangt er an seinen individuellen Tiefpunkt. Der Alkoholkranke erkennt, dass es für ihn so nicht mehr weitergehen kann. Viele Niederlagen und der damit verbundene Leidensdruck lassen bei dem Suchtkranken die Erkenntnis reifen, dass es keine andere Rettung mehr gibt, als aufzuhören. Der Wille zum Aufhören kommt meist aus tiefster Verzweiflung. Diese Verzweiflung ist aber die Voraussetzung für eine dauerhafte Abstinenz.

Der Weg aus der Sucht ...

Der Betroffene muss erkennen, dass es ihm nur besser gehen kann, wenn er sein Leben selbst in die Hand nimmt. Eine Therapie kann ihm dabei beispielsweise sehr helfen. Dort lernt er, sein Leben wieder selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu leben. Er muss sehr an sich arbeiten und seine in ihm schlummernden Fähigkeiten zu entdecken und sein "neues" Leben zu meistern. Ein ehemaliger Patient einer Fachklinik nannte das mal treffend: "Drei Monate für ein besseres Leben".

Warum kommt es zu Rückfällen?

Wenn die Betroffenen nun so leidvolle Erfahrungen gemacht haben, warum kommt es dann immer wieder zu Rückfällen? Vom Verstand her wissen die meisten trockenen alkoholkranken, dass sie nichts trinken sollten. Was schmerzt, sind die Gefühle. Der trockene Alkoholkranke hat nicht vergessen, dass ihm der Alkohol einst angenehme Gefühle geschenkt hat. Was letztlich einen Rückfall auslösen kann ist individuell verschieden. Zunächst kommt es zu einem Spiel der Gedanken (beispielsweise: "Könnte mir denn dieses eine Gläschen schaden?"). Dieses Gedankenspiel löst den Kontrollverlust aus - das soll heißen der Betroffene gibt es auf, sich zu kontrollieren. Dem eigentlichen Rückfall, dem ersten Schluck geht also ein gedanklicher Rückfall voraus. Durch die gedankliche Vorbereitung wird das eigentliche Trinken wieder in Gang gesetzt. Nicht der erste Schluck Alkohol selbst löst den Kontrollverlust aus, sondern umgekehrt, der Kontrollverlust löst den ersten Schluck aus.

Versehentlich getrunken = Rückfall?

Es kann einem trockenen Alkoholkranken passieren, dass er versehentlich ein Stück Torte mit Alkohol isst oder zum falschen Glas greift. Dennoch sollte der Betroffene deshalb nicht in Panik verfallen, wenn es denn mal passiert ist und es WIRKLICH versehentlich war. Denn nur die gedankliche Vorbereitung löst den eigentlichen Rückfall aus. Dennoch sollten trockene Alkoholkranke sehr bewusst leben, denn durch den Alkoholgeschmack kann die Erinnerung an die guten Gefühle durch den Alkohol geweckt werden.

Alkoholfreies Bier - das Spiel mit dem Feuer

Angeblich alkoholfreies Bier enthält bis zu 0,5 % Alkohol - das dürfte mittlerweile bekannt sein. Darin liegt aber nicht die eigentliche Gefahr für den trockenen Alkoholkranken, da ja nicht der erste Schluck Alkohol selbst den Kontrollverlust auslöst, sondern umgekehrt.Man hat Blindtests mit alkoholfreien Bier gemacht. Die Probanden wußten nicht, ob sie alkoholhaltiges oder angeblich alkoholfreies Bier tranken. Auch die Testpersonen, die nur alkoholfreies Bier getrunken haben, fühlten sich alkoholisiert, obwohl sie eine kaum nennenswerte Blutalkoholkonzentration hatten!Trinkt ein trockener Alkoholkranker alkoholfreies Bier, zeigt dies einmal, dass er noch immer nicht ganz auf Bier verzichten kann - er rückt dem "echten" Bier gefährlich nahe. Das alkoholfreie Bier kann das sogenannte Spiel

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